Woher kommt der Name “Grabfeld”?

Geschrieben von: Christian Seeber

Der Landschaftsname “Grabfeld” konnte bis heute nicht überzeugend erklärt werden. Hier nun einige der Erklärungsversuche:

1. P. von Polenz vermutet, daß im Bestimmungswort das althochdeutsche Adjektiv grao steckt, das “grau” bedeutet. Für dieses Benennungsmotiv spricht, daß weite Teile des Grabfeldes Muschelkalk haben. Laut von Polenz entstammen die Landschaftsnamen auf -feld bereits der vorfränkischen Zeit.

2. Eine andere Deutung besagt, daß “Grabfeld” ein sehr alter Name ist, der aus der La-Tene-Zeit (450-15 v. Chr.) oder gar Hallstattzeit (700-450 v. Chr.) von seßhaft gebliebenen Bevölkerungsresten herübergerettet wurde und soviel wie Landschaft mit sumpfigen Gewässern bedeutet.

3. Hiernach soll der Namen von den Gräbern der Gefallenen (Chatten und Hermunduren) stammen, die um das Jahr 58 beim Kampf um die Salzquellen der Saale umgekommen waren. Diese Herleitung scheint aber sehr unwahrscheinlich und ist nie erhärtet worden.

4. Auch die Deutung aus dem Slawischen ist nicht von der Hand zu weisen, da die Zahl der slawischen Siedler im frühen Mittelalter recht hoch gewesen sein dürfte. So ist in alten Schriften oft die Rede von “Grapfeld” und in der urslawischen Sprache bedeutete dieses “grap” Hainbuche. Diese Version wird dadurch gestützt, daß im Grabfeld einst weite Buchenwälder zu finden waren und das nördliche Grabfeld auch als “Buchonia” – Buchenland bezeichnet wurde.

5. Im Jahr 739 nennt Papst Gregor III. in einem Schreiben die Bewohner dieser Gegend die “Graffelti”. Karl der Große schreibt in einigen Urkunden, unter anderen im Jahre 776, “Graffelt”, und auch Ludwig der Fromme bezeichnet 839 die hiesige Gegend als “Graphelt”. Im Althochdeutschen wird das Wort Graf mit gravio, grafio und graphio bezeichnet. Damit erscheint also ziemlich sicher, daß der Gau nach den Gaugrafen benannt wurde, die hier die Nordgrenze von Ostfranken verwalteten; es war das Feld der Grafen oder das Grafenfeld. Diese Deutung ist sowohl sprachlich als auch von der Geschichte her zu akzeptieren.

6. Sogar eine Sage beschäftigt sich mit der Herkunft des Namens Grabfeld: Die Ringleinsage. Nach dieser ritt einst ein fränkisches Herrscherpaar mit seinem Gefolge zur Jagd in die hiesige Gegend. Die Königin hatte dabei das Mißgeschick, ihren Ehering zu verlieren. Ihr gestrenger Gemahl indes glaubte, sie habe sich einem anderern Liebhaber zugewandt und den Ring absichtlich weggeworfen. Er drohte deshalb, sie aus seiner Familie auszustoßen. In ihrer Verzweiflung befahl die Königin ihren Bediensteten, den Ring zu suchen. Diese zogen aus und fanden das Kleinod, nachdem sie das ganze Gebiet Stück für Stück umgegraben hatten. Darüber war die Königin überglücklich und gelobte, an der Stelle, an der der Ring wieder gefungen worden war, das Rathaus einer neuen Stadt erbauen zu lassen. Leider reichten ihre Geldmittel nicht aus und die Verzweiflung trübte ihren Verstand. Das Land heißt in Anlehnung an die Umgrabaktion heute noch Grabfeld, die Stadt hat den Namen Königshofen. Am Erker des Bad Königshöfer Rathauses kann man das fränkische Herrscherpaar heute noch sehen. Die Königin hat jedoch ganz starre Augen, und ihre Hände sind mit einer Kette gefesselt.