Sagenhaftes  Grabfeld

Das Grabfeld, schön gelegen zwischen der Rhön im Nordwesten, den Haßbergen im Süden und dem Thüringer Wald im Nordosten, ist von einer leicht hügeligen Landschaft geprägt, die förmlich zum Entdecken per Rad oder zu Fuß einlädt. Lassen Sie sich auch von der Grabfelder Gastfreundlichkeit mit ihrer guten Fränkischen Küche verwöhnen.

Die ehemalige innerdeutsche Grenze teilte das Grabfeld über 40 Jahre lang. Als gewachsene Kulturlandschaft fanden die Menschen des Grabfeldes seit der Grenzöffnung und Wiedervereinigung zueinander, um Traditionen und den gemeinsamen Dialekt zu leben. Unsere grenzübergreifende Kooperation „Grabfeld – grenzenlos mittendrin“ unterstützt und entwickelt gemeinsame Aktivitäten für das Grabfeld mit seinen rund 28.000 Einwohnern.

Neben einer abwechslungsreichen Landschaft gibt es auch viele sagenhafte Plätze in unserer Region zu entdecken. Aus einer großen Anzahl von Sagen haben wir 16 für Sie auf einer Karte zusammengestellt die an vielen Plätzen für Sie ausliegt. Gerne können Sie die Sagen auch hier online lesen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Erkunden unseres sagenhaften, grenzenlosen Grabfeldes!

 

1  Jüchsen

Von dem Neunmann

In Jüchsen hatte einmal in uralten Zeiten üble, böse Krankheit sich ausgebreitet, und so schnell um sich gegriffen, dass man gar nicht anders denken konnte, als das ganze Dorf wolle aussterben. Da ist nun ein Mann gewesen, dem ist seine Frau gestorben und alle Kinder bis auf seinen großen Jungen, und weil ihm gar nichts in Jüchsen gefallen hat, so hat er alle seine Äcker und Sachen verkauft und ist mit seinem Jungen nach Würzburg gezogen. Nach einiger Zeit machte er sich einmal auf und ging nach Jüchsen, aber am Tage hat er sich nicht ins Dorf getraut; daher legte er sich in ein Holz nieder bis es Nacht wurde; dann stieg er über die Friedhofsmauer, um zu sehen, wie es da aussähe: da sah er aber, dass noch alles voll frischer Gräber war, und ist schnell wieder fort nach Würzburg gegangen. Nach einigen Jahren starb dieser Mann, und weil nun der Junge so ganz allein war, hat es ihm in Würzburg nicht mehr gefallen, und er ist wieder nach Jüchsen gezogen. Als er dort ankam, sah er, dass ganz Jüchsen ausgestorben war, bis auf acht Nachbarn; und wie er zu ihnen spricht: er wäre auch von Jüchsen, haben sie ihm nicht geglaubt. Nach längerem Streit sagten sie denn; sie wollten ihn annehmen, er solle aber erst ein Wahrzeichen angeben, wo er zu Hause gewesen wäre. Darauf spricht er: „sein Vaterhaus hätte auf einem Hügel gestanden, gerade gegenüber wäre auch eine Mühle gewesen, an welcher ein großes Rad gehangen hätte.“ Nun glaubten die acht Nachbarn, dass er von Jüchsen war, und dass er auf dem Tannenberg, einer Gasse, die noch heute so heißt, zu Hause gewesen ist, und darauf haben sie ihn angenommen. Weil er nun der neunte Mann im Dorfe war, so haben sie ihn Neunmann genannt, und der Name ist ihm recht gewesen, er hat sich so geschrieben und ihn fortgeführt und ihn an seine Nachkommen weitergegeben.


2  Queienfeld

Der Otterkönig

An einem schönen Sommertag fuhr ein Mühlknecht einen mit Mehl beladenen Karren nach Queienfeld. In der Mittagsstunde kam er an einem klaren Bach vorüber. Er sah den schneeweißen Otterkönig, der eine goldene Krone auf dem Haupt trug, daher kommen. Dieser legte die Krone am Ufer ins Gras und stieg zum Bad ins klare Wasser. Der Knecht fuhr vorüber. Da er noch mehrmals um die zwölfte Stunde hier vorbei kam, sah er auch jedes Mal des Otterkönigs Bad. Endlich fiel dem Mühlknecht ein, sich die goldene Krone zu beschaffen. Eines Tages fuhr er etwas früher sein Mehl nach Queienfeld, belud dort seinen Karren und fuhr zurück. Am Bach angekommen, war der Otterkönig noch nicht da. Deshalb zog er seinen weißen Kittel aus und breitete ihn ins Gras an der Stelle, an welcher der Otterkönig ins Bad zu steigen pflegte. Nach einer Weile kam dieser an, legte die Krone auf den Kittel und nahm sein gewöhnliches Bad. Schnell schlug der Mühlknecht seinen Kittel zusammen, legte ihn auf den Karren und fuhr von dannen. Der Otterkönig stieg aus dem Bad, fand seine Krone nicht und verfolgte den Wagen. Doch der Knecht gab die Krone nicht her. Der Otterkönig tat einen gellenden und durchdringenden Pfiff und sogleich stellten sich alle Ottern und Schlangen im weiten Umkreis ein, raschelten heran, zischten, spien Gift und krochen auf den Wagen. Sie wühlten darauf herum und zerbissen alle Säcke. Wie aber der Mühlknecht sah, dass sie ihm seine ganze Ladung verdarben und auch Anstalt machten, über ihn herzufallen, nahm er die Krone und warf sie auf die Erde. Flugs setzte der Otterkönig seine Krone wieder auf und schon war der ganze Spuk erloschen.


3  Haina

Der Natternkönig von Haina

In Haina lebte ein armes Waisenmädchen bei einer reichen Verwandten. Obwohl es fleißig und freundlich war, ließen sie alle im Hause spüren, dass sie ihnen nur eine Last sei. Besonders die Bäuerin nörgelte an ihr herum. Nie konnte sie es ihr recht machen. Eines Abends saß es wieder im Stall und ließ den Tränen freien Lauf. Da hörte es ein Rascheln und erschrak, als sich eine große Natter auf das Mädchen zu schlängelte. Begehrlich blickte diese auf die Milch in der Butte. Das Kind empfand Mitleid, füllte rasch eine Schale mit frischer Kuhmilch. Die Natter trank sie dankbar aus. Nun entdeckte das Mädchen, dass die Natter auf dem Kopf ein Krönchen aus purem Gold trug. Voller Angst brachte sie den Melkkübel der Bäuerin, denn diese verdächtigte sie immer, heimlich von der Milch zu trinken. Doch an diesem Abend war sie erstaunt: Sie konnte ein ganzes Maß mehr in die Rahmtöpfe gießen. So ging es nun Tag für Tag. Das Mädchen wuchs heran und wurde bald die schönste Jungfrau im ganzen Dorf. Doch so sehr sie auch die reichen Bauernburschen umwarben, ihr Herz gehörte einem rechtschaffenen Jäger, der mit seinen Eltern am Dorfende wohnte. Bald wurde Hochzeit gehalten. Um Mitternacht kroch eine große Natter zur Tür herein. Auf ihrem Kopfe glänzte eine goldene Krone, reich verziert mit Edelsteinen. Diese schüttelte der Natternkönig vor der Braut auf das Tischtuch und verschwand für immer. Seitdem konnte die Frau von Leinen oder Garn, aber auch von ihrem Geld nehmen, so viel sie wollte, es nahm niemals ab.


4  Römhild

Die Steinsburg

Danach hauste einst auf dem Kleinen Gleichberg ein Graf in einer Burg, die allerdings gegen feindliche Angriffe ungenügend gesichert war, was dem Grafen schmerzhaft bewusst wurde, als ihm sein Nachbar eines Tages den Fehdehandschuh hinwarf. Dem darüber bekümmerten Mann erschien der Teufel, der anbot, noch vor dem ersten Hahnenschrei am nächsten Morgen eine dreifache Mauer um die Burg zu errichten. Allerdings forderte er im Gegenzug die einzige Tochter des Grafen als Belohnung. Das verzweifelte Mädchen suchte daraufhin Hilfe bei ihrer alten Amme. Dieser fiel auch eine List ein. Der Teufel und seine Gehilfen arbeiteten eifrig in der Nacht…

Das kluge Mütterchen schlich mit einer Lampe zum Hühnerstall, und wie der Hahn das Licht sieht, meinte er, es werde Tag, und krähte überlaut, ehe der Teufel fertig geworden. Der merkt sogleich, dass er betrogen ist, und aus Rache und Ärger wirft er den ganzen Bau über den Haufen und verschwindet. Die Steine von der dreifachen Mauer liegen noch bis auf den heutigen Tag da. Soweit die Sage und die in ihr enthaltene Erklärung für die steinernen Trümmerfelder auf dem Kleinen Gleichberg.


5  Gleichamberg

Untergang des Dorfes Glichon

Dort, wo der Aschenbach in die Milz fließt, lag vor vielen Jahren das Dorf Glichon. Noch heute soll es da nicht geheuer sein. Mancher, der verspätet durch die Milzniederungen kam, konnte eine seltsame Wahrnehmung machen. Er wurde von einem Reiter in altertümlichem Gewand überholt, der dann den Weg verließ und in den sumpfigen Wiesen spurlos verschwand. Diese unheimliche Begegnung verlief in völliger Stille. Ursprünglich waren die Dörfer Gleichamberg und Gleicherwiesen eine einzige Siedlung. Kümmerlich nährten sich Einwohner von dem, was sie in harter Arbeit dem Boden abgerungen hatten. Die Not war ein ständiger Gast in den Hütten von Glichon. Doch die Bewohner klagten nicht, denn jeder wusste, dies war der Preis, dass sie frei leben konnten. Diese Freiheit war bedroht. Der Graf von Henneberg entsandte in alle freien Dörfer seine Boten, um den Zins und die Fron zu fordern. Wehe denen, die nicht zahlen konnten! Rücksichtslos zerrten die Henneberger das dürre Vieh aus dem Stall und raubten die kargen Vorräte. Der Bote auf dem Weg nach Glichon verirrte sich in den Milzniederungen. Er sah von fern die Lichter des Dorfes, sein Pferd bäumte sich plötzlich auf. Mit einem Angstschrei preschte es vorwärts. Zu spät erkannte der Bote die Gefahr, Roß und Reiter versanken im Moor. Vergeblich wartete der Graf auf die Wiederkehr seines Knechtes. Da er vermutete, die Bewohner Glichons hätten ihn ermordet, schickte er sein Heer. Ein Bauer eilte heran, um die Bewohner zu warnen. Ein Teil dieser flüchtete in die Wälder der Gleichberge, andere in die Sümpfe der Milz und sahen ihr Heimatdorf in Flammen aufgehen. Lange lebten sie in ihren Schlupfwinkeln, bis sie geeignetes Land für neue Dörfer gefunden hatten – für Glychen am Berg und Glychen auf der Wiesen.


6  Hindfeld

Die Magd im Backofen

Schwer waren die Zeiten im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648). Zwar hatte der große Krieg das Dorf bisher verschont, aber die unverschämten Forderungen und die Gewalttätigkeiten gelegentlich durchziehender Söldner sowie die erschreckenden Nachrichten aus dem Lande ließen ahnen, dass die ruhigen Zeiten bald vorüber sein würden. Wenige Wochen nach der Geburt der kleinen Ella starb ihre Mutter. So wurde ihr Margret, die junge Magd auf dem Brunnenhof zu Hindfeld, zu einer zweiten Mutter. Eines Tages polterte der Bauer in die Stube: „Sie kommen! Schnell in den Wald! Dort sind wir sicher.“ Rasch wurde die wertvollste Habe zusammengerafft und das Vieh aus den Ställen geholt. Gerade tauchten die letzten Männer und Frauen im Wald am Gleichberg unter, als ein Schwarm Kroaten, weithin kenntlich an ihren roten Hemden, in das Dorf einfiel. Bald hatten die Hindfelder Bauern ihr Versteck erreicht. Hier hatten sie Hütten und Erdhöhlen gebaut, so dass jede Familie eine behelfsmäßige Unterkunft finden konnte. Doch wer beschreibt den Schrecken: Das Töchterlein des Brunnenhofbauers fehlte. Margret schlich auf Umwegen ins Dorf und wurde von den feindlichen Soldaten gefasst. Die beutegierigen Männer wollten aus ihr das Versteck herauspressen, erreichten ihr Ziel aber nicht. Das Mädchen schwieg trotz der unmenschlichen Folter. Einer der Männer, der Margret gefangen hatte, schlug lachend vor: „Laßt uns das Krammetsvögelchen schön langsam braten, da wird es schon singen!“ Rasch wurde der Backofen angeheizt. Trotz verzweifelter Gegenwehr schoben rohe Fäuste die Magd in den heißen Ofen. Als die fremden Reiter abgezogen waren, fand man die kleine Ella völlig unversehrt in der Hütte des Hofhundes. Sie hatte darin Schutz gesucht und war eingeschlafen.


7  Römhild

Die Dörfer an den Gleichbergen

Auf den beiden Gleichbergen hausten einst zwei Riesen, die miteinander in ständiger Fehde lebten und die Alleinherrschaft über das schwache Menschengeschlecht der Zwerge an sich zu reißen suchten. Eines Tages überfiel der Riese von der Steinsburg aus seinen Gegner, bezwang ihn nach heißem Ringen und machte ihn kampfunfähig, indem er ihm an seiner rechten Hand die Finger abhackte.

Dieser grausamen Tat verdanken folgende Dörfer ihren Ursprung, denn er warf den kleinen Finger ins Feld: Hindfeld; den anderen Finger an die Eiche: Eicha; den dritten Finger an die Linde: Linden; den vierten Finger gleich an den Berg: Gleichamberg; den fünften Finger gleich in die Wiesen: Gleicherwiesen.


8  Aubstadt

Der Hexentanz auf der Blößeiche

Auf der „Blöße“ bei Aubstadt steht eine mächtige Eiche als Behüterin. In der Walpurgisnacht zwischen null und ein Uhr treffen sich hier die Hexen des Grabfelds und führen ihren Tanz auf. Sie haben eine menschliche Gestalt, jedoch einen Tierkopf und einen langen Schwanz. Beim Tanzen bilden sie einen weiten Kreis um die Blößeiche und fassen sich bei den Schwänzen. In ihrer Mitte sitzt der Hexenmeister auf einem Bock. Er treibt die Hexen zu einem immer wilder werdenden Tanze an. Auf dem höchsten Gipfel aber sitzt der Musikant mit einer Glocke. Wenn es auf dem Kirchturm von Aubstadt zu Schlag eins ausholt, schlägt er mit einem Hammer an seine Glocke und wie ein Hauch ist alles verschwunden und es herrscht wieder tiefste Stille. Viele Leute wollen an diese Sache nicht glauben; doch der Beweis ist stets am nächsten Morgen zu sehen, denn das Gras ist durch den wilden Tanz völlig zertrampelt. Mit der Blößeiche hat es noch eine andere Bewandtnis: Wenn man diese in der Silvesternacht besteigt und von ihrem Gipfel auf Aubstadt hinabschaut, kann man die Zukunft voraussehen. Da sieht man über manchem Hause eine Wiege. Dort wird im kommenden Jahre ein Kindlein geboren. Über anderen Häusern steht ein Sarg – im kommenden Jahre wird hier jemand sterben. Ein Kreuz mit Schleier bedeutet, da wird bald Hochzeit gehalten.


9  Saal an der Saale

Die Muttergottes vom Findelberg

Vor langer, langer Zeit hütete einmal ein Hirte auf dem Findelberg seine Herde. Auf einmal wühlten die Tiere aus dem Erdboden ein Muttergottesbild. Man überführte es in die Dorfkirche zu Saal. Am anderen Morgen war es jedoch verschwunden und als man es suchte, wurde es an der Stelle gefunden, an der es die Tiere ausgegraben hatten. Nun trug man es in die Pfarrkirche zu Wülfershausen. Aber auch von hier kehrte es zum Fundort zurück. Man schloss daraus, dass es wohl an dieser Stelle bleiben solle. Zuerst heftete man es an einen Bildstock. Später wurde es in einem Kapellchen aufbewahrt. Schließlich wurde die Wallfahrtskirche gebaut. Ein Stein am Kirchturm trägt die Jahreszahl 1499.


10  Herbstadt

Das Steinkreuz

Wenn man von Königshofen nach Herbstadt wandert, sieht man unweit der heutigen Straße mitten im Feld ein Steinkreuz stehen. Es ist eines der markantesten Wegkreuze, um das sich zahlreiche Legenden ranken. So erzählt eine Überlieferung, dass hier vor langer, langer Zeit ein Bauer mit seinem Sohn in Streit geriet, bei dem es schließlich zu Handgreiflichkeiten kam. Im Laufe des Kampfes schlug der Vater in seinem Jähzorn plötzlich so heftig zu, dass er seinen Sohn tödlich verletzte. Nach der Tat reute ihn seine Erregung und als Zeichen der Reue und Buße ließ er das Steinkreuz am Tatort aufstellen. In Herbstadt erzählt man aber auch von einem Grenzstreit zwischen Herbstadt und Eyershausen. Es kam keine Einigung zustande und man entschloss sich schließlich zum Schwören. Der Herbstädter Feldgeschworene stellte sich, mit Herbstädter Erde in den Schuhen auf das strittige Grundstück und beschwor, dass die Erde, auf der er stehe, zu Herbstadt gehöre. Das freche Bubenstück kam heraus und der Übeltäter musste zur Sühne das Kreuz aufstellen. Das zeitliche Ende des Brauches, solche Kreuze aufzustellen, kam mit der „Peinlichen Gerichtsordnung“ Kaiser Karls V. aus dem Jahre 1532. Er untersagte, eine Tötung durch privaten Vergleich zu sühnen. Der Täter musste von nun an vor Gericht erscheinen und abgeurteilt werden.


11  Bad Königshofen

Die Gründung Königshofens

Die Stadt Königshofen im Grabfeld ist eine alte Siedlung mit einer reichen Geschichte. Viel weiß die Überlieferung zu berichten. Vor langer Zeit ritt das fränkische Herrscherpaar mit zahlreichem Gefolge auf die Jagd in das wildreiche Gebiet. Die Königin verlor hierbei ihren Ehering. Ihr gestrenger Gemahl glaubte nicht daran, glaubte, sie wäre ihm untreu geworden und drohte, sie aus der Familie auszustoßen. Da beschwor sie in ihrer Not ihre Bediensteten, den Ring zu suchen. Diese zogen nun aus, gruben die ganze Gegend um und suchten das Kleinod. Und wie durch ein Wunder, wurde der Ring gefunden. Die Königin war überglücklich und auch ihr Gemahl war wieder versöhnt. Aus Dankbarkeit gelobte sie, an der Stelle, an welcher der Ring gefunden worden war, das Rathaus einer neuen Stadt erbauen zu lassen. Leider reichten ihre Geldmittel nicht aus und die Verzweiflung trübte ihren Verstand. Das Land heißt heute noch Grabfeld, die Stadt führt den Namen Königshofen und das Herrscherpaar kann man sich am Erker des Rathauses von Königshofen anschauen. Die Königin hat ganz starre Augen und ihre Hände sind mit einer Kette gefesselt.


12  Ipthausen

Die Blankenburg

Auf dem Blankenberg bei Ipthausen stand dort, wo das Berghäuschen ins Grabfeld grüßt, in alter Zeit ein Schloss namens Blankenburg. Heute findet man von diesem keine Spur mehr. Der Eselspfad erinnert noch heute an den beschwerlichen Aufstieg. Hier lebte glücklich die Familie der Blankenburger. Zur Kreuzzugszeit zog der Burgherr ins Heilige Land und ließ seine junge Frau Ursula mit Kindern zurück. Auf der Altenburg bei Trappstadt lebte der feindselige Graf Als. Grenzstreitigkeiten hatten die beiden Adelsfamilien entzweit. Nun glaubte er, rasch die Oberhand zu erhalten. Eines Nachts überfiel er die Burg, raubte die hübsche Ursula und ließ die Gebäude niederbrennen. Die Rittersfrau hielt ihrem Gemahl die Treue, auch als sie lange Zeit keine Nachricht von ihm erhielt und glauben musste, er sei in den Kämpfen gegen die Mohammedaner gefallen. Eines Tages kam er aber doch zurück, gesund und voller Wiedersehensfreude. Er erschrak, als er sein stolzes Schloss nicht wiederfand. Wutentbrannt zog er gen Trappstadt. Graf Als floh und kam nie mehr zurück. Als Einsiedler büßte er seine Schandtat. Das Ritterpaar aber war voller Freuden und errichtete aus Dankbarkeit die Ursulakapelle. Auf den Blankenberg wollten sie aber nicht mehr ziehen, erwarben Waltershausen und erbauten dort ein Schloss.


13  Grosseibstadt

Die Kreuzkapelle als Räuberhöhle

Nach dem Abzug der Franzosen 1796 hielt sich noch allerhand Raubgesindel im Grabfeld auf. Einbrüche und sonstige Gewalttaten waren an der Tagesordnung. Die Verbrecher verschwanden stets spurlos nach der Verübung ihrer Taten. Besonders litten die Orte Saal und Großeibstadt. Eines Tages ging ein Metzger mit wohlgefüllter Geldkasse von Saal nach Großeibstadt zum Viehkauf. Man fand ihn nach einigen Tagen ausgeraubt tot am Kreuzberg. Niemand mehr getraute sich nach Einbruch der Dämmerung aus dem Haus. Die Untaten hörten nicht auf. Eines Tages ging ein Bauer über die Feldabteilung „Rotes Kreuz“ heimwärts. Er sah vier Männer in die Kreuzkapelle treten und nicht mehr herauskommen. Soldaten umzingelten die kleine, 1768 erbaute Kapelle. Es entstand ein lebhaftes Feuergefecht. Drei Räuber wurden getötet, der vierte jedoch sprang vom Dach und flüchtete. Er wurde jedoch wenig später gefasst und zum Tode verurteilt. Der Aufenthaltsraum der Räuber wurde einer genauen Besichtigung unterzogen. Man fand viele Gold- und Silbermünzen, mehrere Gewehre und Pistolen, Lebensmittel und sonstige geraubte Gegenstände sowie eine Strickleiter, mit der sich die Räuber in den geräumigen Dachstuhl begaben hatte.


14  Alsleben

Von den Schweden verschont

Wieder einmal versuchten die Schweden im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), einer Legende zufolge, Alsleben auszurauben. Von Königshofen her kamen sie gezogen. Im Dorf hatte man sie schon von weitem gesehen. Jung und alt versammelte sich in der Kirche und beteten um den Schutz der Heiligen Ursula. Doch die feindlichen Heerscharen kamen unaufhaltsam immer näher. Schon krachten die ersten Schüsse, schon pfiffen die ersten Kugeln über die Dächer. In die Tür der Kreuzkapelle schlug eine bereits ein großes Loch. Es war höchste Not. Da kam die Heilige Ursula mit ihren elftausend Jungfrauen von der Ursulakapelle herab. In der Sonne glitzerten ihre goldbestickten Kleider, Fahnen wallten über dem Zug. Die Schweden aber dachten, es komme ein großes Heer auf sie zu. Sie kehrten eiligst um. Nie mehr versuchten sie in Alsleben ihr Kriegsglück.


15  Sulzfeld

Das St. Anna-Bild bei Sulzfeld

Auf der Höhe des Fußwegs von Sulzfeld nach Königshofen über die Haßberge steht die St.-Anna-Kapelle. Diese wurde um 1872 gebaut, der darin befindliche Bildstock ist jedoch viel älter. Im 1870er Krieg musste auch ein reicher Bauernsohn aus Sulzfeld ins Feld ziehen. Der besorgte Vater versprach, wenn sein Sohn gesund aus dem Krieg zurückkehre, lasse er über dem Standbild ein Kapellchen errichten. Als der Krieg beendet war und sein Sohn unversehrt zu Hause wieder ankam, wurde das Versprechen schnell vergessen. Als der alte Bauer verstarb, dachte überhaupt niemand mehr an das Gelübde. Eines Tages kehrte der Sohn, nunmehriger Bauer, von einem Gang nach Königshofen wieder heim. Als er zum Bildstock der hl. Mutter Anna kam, sah er dort eine weiße Gestalt sitzen und weinen. Herzhaft fragte er: „Im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit, was ist dein Begehr?“ Da tönte es von der Gestalt mit dunkler Grabesstimme, sie könne im Grab keine Ruhe finden, solange das Versprechen, eine Kapelle über dem Bildstock zu bauen, nicht eingelöst sei. Es war der verstorbene Vater, der keine Ruhe finden konnte. Der Sohn erfüllte umgehend das in der Not gegebene Versprechen. Seitdem wurde dort nie mehr ein Geist gesehen.


16  Sternberg

Die Sage vom Nixenbrunnen

Bei Sternberg liegt der Nixenbrunnen, manchmal auch Teufelsbrunnen genannt. Kinder fürchteten sich vor ihm, denn sie glaubten, hier wohnen die Wassernixen und zögen sie hinunter in ihr Wasserreich, wenn sie recht unfolgsam gewesen waren. Der Brunnen hat eine traurige Geschichte. Vor langer Zeit lebte in Sternberg der arme, aber fleißige Bauernbursch Robert, der beim reichsten Bauern des Dorfes als Knecht arbeitete. Der Bauer war ein Geizhals und Robert ging es nicht gut. Marianne, das gutherzige Töchterlein, hatte ihm ihr Herz geschenkt. Als der Knecht nun vor seinen Herrn trat und um die Hand der Tochter bat, wurde er mit Schimpf und Schande abgewiesen. Die jungen Leute trafen sich nun nur noch heimlich, und zwar am Nixenbrunnen, weil sie glaubten, dass sie von niemandem an diesem verrufenen Ort überrascht würden. Als sie wieder einmal recht traurig beisammensaßen, stieg aus dem Wasser eine Nixe. Sie fragte, warum sie so traurig seien. Sie helfe gerne guten Menschen. Da erzählten die beiden nun ihr Leid. Die Wasserfrau bestellte daraufhin den Robert für die nächste Mitternacht wieder zu sich an den Brunnen. Dann solle er mit ihr in ihr Wasserreich steigen und sich von ihren Schätzen aussuchen, so viel er brauche. Hinter einem Baum hatte der Bauer gelauscht. Zuerst wollte er dazwischenfahren. Als er aber die Rede der Wassernixe vernommen hatte, schlich er leise von dannen. Am nächsten Tag schickte er Frau, Tochter, und Knechte in die Stadt. Vor Mitternacht würden sie sicherlich nicht zurückkommen. Zur vereinbarten Stunde zog er des Knechtes Kleider an und schlich zum Brunnen. Schlag 12 Uhr tauchte die Nixe auf, winkte ihm, und der Bauer stieg an des Knechtes Stelle mit ihr in die Unterwelt. Die Wasserfrau aber erkannte den Falschen und ließ ihn nicht mehr an die Erde. Marianne und Robert konnten nun zueinander finden und führten ein glückliches Leben.