10. Herbstadt

Das Steinkreuz

Wenn man von Königshofen nach Herbstadt wandert, sieht man unweit der heutigen Straße mitten im Feld ein Steinkreuz stehen. Es ist eines der markantesten Wegkreuze, um das sich zahlreiche Legenden ranken. So erzählt eine Überlieferung, dass hier vor langer, langer Zeit ein Bauer mit seinem Sohn in Streit geriet, bei dem es schließlich zu Handgreiflichkeiten kam. Im Laufe des Kampfes schlug der Vater in seinem Jähzorn plötzlich so heftig zu, dass er seinen Sohn tödlich verletzte. Nach der Tat reute ihn seine Erregung und als Zeichen der Reue und Buße ließ er das Steinkreuz am Tatort aufstellen. In Herbstadt erzählt man aber auch von einem Grenzstreit zwischen Herbstadt und Eyershausen. Es kam keine Einigung zustande und man entschloss sich schließlich zum Schwören. Der Herbstädter Feldgeschworene stellte sich, mit Herbstädter Erde in den Schuhen auf das strittige Grundstück und beschwor, dass die Erde, auf der er stehe, zu Herbstadt gehöre. Das freche Bubenstück kam heraus und der Übeltäter musste zur Sühne das Kreuz aufstellen. Das zeitliche Ende des Brauches, solche Kreuze aufzustellen, kam mit der „Peinlichen Gerichtsordnung“ Kaiser Karls V. aus dem Jahre 1532. Er untersagte, eine Tötung durch privaten Vergleich zu sühnen. Der Täter musste von nun an vor Gericht erscheinen und abgeurteilt werden.