2. Queienfeld

Der Otterkönig

An einem schönen Sommertag fuhr ein Mühlknecht einen mit Mehl beladenen Karren nach Queienfeld. In der Mittagsstunde kam er an einem klaren Bach vorüber. Er sah den schneeweißen Otterkönig, der eine goldene Krone auf dem Haupt trug, daher kommen. Dieser legte die Krone am Ufer ins Gras und stieg zum Bad ins klare Wasser. Der Knecht fuhr vorüber. Da er noch mehrmals um die zwölfte Stunde hier vorbei kam, sah er auch jedes Mal des Otterkönigs Bad. Endlich fiel dem Mühlknecht ein, sich die goldene Krone zu beschaffen. Eines Tages fuhr er etwas früher sein Mehl nach Queienfeld, belud dort seinen Karren und fuhr zurück. Am Bach angekommen, war der Otterkönig noch nicht da. Deshalb zog er seinen weißen Kittel aus und breitete ihn ins Gras an der Stelle, an welcher der Otterkönig ins Bad zu steigen pflegte. Nach einer Weile kam dieser an, legte die Krone auf den Kittel und nahm sein gewöhnliches Bad. Schnell schlug der Mühlknecht seinen Kittel zusammen, legte ihn auf den Karren und fuhr von dannen. Der Otterkönig stieg aus dem Bad, fand seine Krone nicht und verfolgte den Wagen. Doch der Knecht gab die Krone nicht her. Der Otterkönig tat einen gellenden und durchdringenden Pfiff und sogleich stellten sich alle Ottern und Schlangen im weiten Umkreis ein, raschelten heran, zischten, spien Gift und krochen auf den Wagen. Sie wühlten darauf herum und zerbissen alle Säcke. Wie aber der Mühlknecht sah, dass sie ihm seine ganze Ladung verdarben und auch Anstalt machten, über ihn herzufallen, nahm er die Krone und warf sie auf die Erde. Flugs setzte der Otterkönig seine Krone wieder auf und schon war der ganze Spuk erloschen.