8. Aubstadt

Der Hexentanz auf der Blößeiche

Auf der „Blöße“ bei Aubstadt steht eine mächtige Eiche als Behüterin. In der Walpurgisnacht zwischen null und ein Uhr treffen sich hier die Hexen des Grabfelds und führen ihren Tanz auf. Sie haben eine menschliche Gestalt, jedoch einen Tierkopf und einen langen Schwanz. Beim Tanzen bilden sie einen weiten Kreis um die Blößeiche und fassen sich bei den Schwänzen. In ihrer Mitte sitzt der Hexenmeister auf einem Bock. Er treibt die Hexen zu einem immer wilder werdenden Tanze an. Auf dem höchsten Gipfel aber sitzt der Musikant mit einer Glocke. Wenn es auf dem Kirchturm von Aubstadt zu Schlag eins ausholt, schlägt er mit einem Hammer an seine Glocke und wie ein Hauch ist alles verschwunden und es herrscht wieder tiefste Stille. Viele Leute wollen an diese Sache nicht glauben; doch der Beweis ist stets am nächsten Morgen zu sehen, denn das Gras ist durch den wilden Tanz völlig zertrampelt. Mit der Blößeiche hat es noch eine andere Bewandtnis: Wenn man diese in der Silvesternacht besteigt und von ihrem Gipfel auf Aubstadt hinabschaut, kann man die Zukunft voraussehen. Da sieht man über manchem Hause eine Wiege. Dort wird im kommenden Jahre ein Kindlein geboren. Über anderen Häusern steht ein Sarg – im kommenden Jahre wird hier jemand sterben. Ein Kreuz mit Schleier bedeutet, da wird bald Hochzeit gehalten.