Friedhofskirche und Stiftskirche Römhild
Im Jahre 1450 begründeten Graf Georg I. und seine Ehefrau Johannetta von Nassau ein sogenanntes Kollegialstift, bestehend aus 12 Chorherren, die die geistlichen Verrichtungen anstatt des bisherigen Pfarrers zu besorgen hatten. “Stift” bedeutete eine mit Vermögen, Einkünften, Gebäuden und Rechten kirchlichen Zwecken dienende Pfarrgemeinschaft (“Kollegiatstift”).
Neben dem gräflichen Ehepaar und weiteren begüterten Personen wurden die Einnahmen aus Irmelshausen, Haina, Milz, Hendungen, Gollmuthausen, Hindfeld, Westenfeld, Altenrömhild, Römhild und Münnerstadt zum Bau der Stiftskirche und der umliegenden “Stiftshäuslein” verwendet. Der endgültige Bauabschluss der Kirche war 1470.
Die Kirche wurde zur Begräbnisstätte des Grafenehepaares und seiner regierenden Nachkommen bestimmt und zog – auch aufgrund seiner prunkvollen Ausstattung – Besucher aus nah und fern an, deren Spenden wiederum das Stiftsvermögen mehrten. Das Stift konnte sogar als Kreditinstitut für seine Umgebung fungieren!
Mit der Kirche ging es ebenso auf und ab wie mit der Stadt und den Einwohnern. Dem Kreislauf von Krieg und wirtschaftlicher Entwicklung, von Elend und Glanz, von Krankheit und Genesung konnte auch die Stiftskirche nicht entgehen. Es ging mit ihr auf und ab. Ein Beleg dafür ist die Tatsache, dass die Kirche im Jahr 1950 ihr viertes (!) Geläut erhielt, nachdem die Glocken allein zweimal für die Rüstungsproduktion herhalten mussten.
Architektur: Die Kirche ist eine dreischiffige gotische Staffelhallenkirche mit drei Jochen im Langhaus. Neben dem Ostchor an der Nordostseite steht der Kirchturm. Er ist heute über eine Steintreppe von außen zugänglich. Die Ausleuchtung der Kirche erfolgt durch die hohen Spitzbogenfenster. Die spätgotische Ausstattung der Kirche geht auf die Stifter und ihre Nachkommen zurück, die barocken Teile (Hochaltar und Orgel) entstanden in der Zeit des Herzogs Heinrich.
Die Abbildungen zeigen die barocke Orgel (gebaut ca. 1680), den barocken Hochaltar (errichtet 1688-1692), die Grabplatten des Stifterehepaares Georg I. und Johanetta von Nassau, sowie der Sakophag des Grafenehepaares. Man kann wohl behaupten, dass die Stadtkirche zu Römhild zu den bedeutendsten Kirchen in Thüringen gerechnet werden darf.
Quelle:
JOACHIM NEUBERT, GÜNTER STAMMBERGER, BERNHARD GROßMANN, MARTIN HOFFMANN: „Die Kirchen im Landkreis Hildburghausen … nichts anderes als Gottes Haus – die Pforte des Himmels ….“ Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen 2006.